Die Waldburg

Die Lage
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Die Waldburg

erhebt sich 772 m über Meereshöhe auf einer allseits steil abfallenden eiszeitlichen Moraenenkuppe im oberschwaebischen Voralpenland.

Die Kernburg, die sich aus Palas, Kapellenturm und Wirtschaftsgebäude zusammensetzt, nimmt die gesamte, nicht allzu grosse Kuppe des Hügels ein. Diese Gebäude sind durch hohe Ringmauerstücke miteinander verbunden, die an drei Seiten wiederum von einer Zwingermauer gesichert werden.

Das Museum

Alle Informationen über Öffnungszeiten und Preise sind unter www.schlosswaldburg.de ersichtlich.


Am 27. Juli 1996 eröffnete die Waldburg wieder ihre Pforten. Ueber 10 Jahre hat sich die Burg abweisend gegenueber Besuchern gezeigt, die sich neugierig an die muehselige Besteigung des steilen Drumlins machten. 1985 war sie wegen gravierender baulicher Mängel geschlossen worden, doch nun erwachte die Burg wieder zum Leben. Ein neu eingerichtetes Museum erwartet die Besucher, ausserdem einer der schönsten Aussichtspunkte Oberschwabens.

Entwicklung

Die urkundliche Nennung des Weingartener Abtes Kuno von Waldburg in Jahre 1108 macht eine Entstehung der Waldburg als namensgebendem Sitz der (älteren) Truchsessen von Waldburg schon im 11. Jh. wahrscheinlich. Zur Gründungsanlage jener Zeit liegen keinerlei Hinweise vor. Eine erste Umbauphase datiert vermutlich in das 12. Jh. Dabei handelt es sich um Reste eines Torturmes, dessen Unterbau im heutigen Kapellenturm erhalten geblieben ist.

(1)In den Jahren von 1220 bis 1250 wurde die Burganlage um den Palas mit Kellergeschoss, Erdgeschoss und erstem Obergeschoss erweitert und das ursprüngliche Burgtor im Torturm durch das heutige ersetzt. Aufgrund seiner Abmessungen und seiner reichen Ausgestaltung muss die Anlage zu den grössten und prunkvollsten ihrer Art in Oberschwaben gezählt haben. (2)

Während der Herrschaft von Truchsess Johannes I. (1291-1339) wurde um 1323 der ehemalige Torturm auf die Grundrissabmessungen des Kapellenturms vergrössert. Unter Johannes II. erfolgte die Aufstockung des Kapellengebäudes und des Palas um zwei Stockwerke auf die heutige Höhe. Die Aussenfronten der Burganlage erhielten durch erste Zwingermauern an den West-, Nord- und Ostseite einen zusätzlichen Schutz.(3)

Nach dem Bau des durch Fluegelmauern mit Kapellenturm und Palas verbunden Wirtschaftsgebaeudes unter Georg III. erhielt die Burganlage im wesentlichen ihre heutigen Dimensionen und Baumassen.

Truchsess Georg IV. (1523-1562) leitete er einen gross angelegten Umbau ein: Die bis dahin mittelalterlich und wehrhaft geprägte Anlage wurde zu einem Renaissanceschloss umgewandelt. Die Massnahmen betrafen vor allem den Palas, der eine neue Innengliederung, eine vollstaendige Neubefensterung, einen von aussen vorgelegten Wendeltreppenturm, einen seitlichen Abortanbau und einen gedeckten Gang zum Kapellenturm erhielt. Mit ihren hohen, schiessschartenbewehrten Umfassungsmauern verlor die Anlage damals jedoch nicht ihre burgartige Aussenwirkung.

Truchsess Jakob (1546-1589) verlegte seinen ständigen Wohnsitz in das ab 1578 errichtete Schloss Wolfegg, so dass die Waldburg nur noch sporadisch als Aufenthaltsort der Truchsessen genutzt wurde.(4)

1728 wurde die Kapelle auf ihre heutige Grösse erweitert und erhielt ihre barocke Gestalt.

Ab dem frühen 19. Jh. rueckt verstärkt das Verständnis der Burg als Stammburg des Hauses Waldburg in den Vordergrund.

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert präsentierte man die Burg und ihre Geschichte museal.

 

  1. Um 1214 kam die Waldburg in den Besitz der Herren von Tanne, die sich fortan ebenfalls Truchsessen von Waldburg nannten.
  2. Moeglicherweise haengen diese aufwendigen Baumassnahmen mit der Aufbewahrung der Reichskleinodien in den Jahren nach 1220 zusammen, ein Ereignis, das Zeugnis gibt von der beachtlichen politischen Bedeutung der Truchsessen.
  3. Bei der Erbteilung von 1429 bestimmte man die Waldburg mit der unmittelbar zugehoerigen Herrschaft zum geimeinsamen, unveraeusserlichen Gemeingut der nun entstandenen drei Linien des Hauses. 1528 gelang es Truchsess Georg III. ("Bauernjoerg", 1488 - 1531), Burg und Herrschaft Waldburg vollstaendig in den Besitz der Georgischen Linie zu bringen. Von nun an blieb die Burganlage im Besitz der Georgischen Linie der Truchsessen von Waldburg.
  4. Im Dreissigjaehrigen Kriegdiente die Burg als Zufluchtsort fuer die Habe und den Hausrat aus dem Waldseer Schloss, doch konnten die Schweden die Burg im Jahre 1632 ohne Widerstand pluendern. Zu grossen Zerstoerungen scheint es dabei allerdings nicht gekommen zu sein. Auch nach dem Krieg diente die Waldburg allenfalls zum voruebergehenden Aufenthalt ihrer Besitzer. Die vorgenommenen Baumassnahmen beschraenkten sich auf den notwendigen Unterhalt.

Baugeschichte

~1200

Ringmauerzug in der Nordostecke mit in der Ecke stehendem, kleinem, quadratischem Turm. Dargestellt ist jeweils der aus der betreffenden Epoche im heutigen Bau noch erhaltene Restbestand.
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ca. 1220 - 1250

Stauferzeitlicher Ausbau. In der Nordwestecke des Berings Errichtung des Palasunterbaues bis zur Höhe des ersten Obergeschosses. Vermauerung des Tores im Torturm und Ersatz durch das heutige Burgtor zwischen Turm und Palas.
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um 1323

Erweiterung des ehemaligen Torturmes auf die heutigen Grundriss Abmessungen des Kapellenturms.
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1399 - 1401

Groe spätmittelaterliche Erweiterungsphase. Aufstockung des Palas um zwei weitere Geschosse. Erhöhung des Kapellenturmes auf seine heutige Höhe. Aus dieser Zeit auch Dachwerk und Deckenbalken. Im Vorfeld der Burg sind nun erstmals auch Teile einer Zwingeranlage nachweisbar.
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1. Hälfte des 16. Jhs.

Errichtung der Aussenmauern des Wirtschaftsgebäudes mit den anschliessenden Ringmauerfuelgeln. Erneuerung des nordwestlichen Zwingers.
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1550 - ca.1570

Grosser Renaissanceumbau. Am Palas massive Innenwände eingezogen. Deckengebälk, Innenausstattung und Befensterung grundlegend erneuert. Wendeltreppenturm und Abortvorbau angefügt. Giebelscheiben eines Krueppelwalmdaches aufgesetzt. Am Kapellenturm Neubefensterung und Einbau einer Treppenanlage. Verbindungsgang zum Palas
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Um 1620

Erneuerung des Wirtschaftsgebäudes durch Errichtung der heutigen Hoffront und Einwölbung des Inneren. Zudem Erneuerung des südöstlichen und des nordöstlichen Ringmauerabschnittes. Damit ist der Zustand erreicht, den die Darstellung von Andreas Rauch aus dem Jahre 1625 wiedergibt (siehe grosse Bildtafel und Burgmodell).

In der Folgezeit nur noch geringe Veränderungen: 1685 Ersatz des Krüppelwalmdaches auf dem Palas durch das heutige Satteldach. 1720 Erneuerung des Daches auf dem Wirtschaftsgebäude. 1728 Vergrösserung und Neuausstattung der Kapelle. Veränderung der nordöstlichen Zwingerecke.

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